Dienstag, 28.03.2023 um 19.30
DIE GEMEINNÜTZIGE, Gr. Saal, Königstraße 5 in Lübeck
Emil Szittya und Erich Mühsam – zwei radikale Individualisten in der ersten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts
Referent: Christian Schwandt
Szittyas und Mühsams Wege kreuzen sich mehrfach. Beide sind Gründer von Zeitschriften: Mühsam „Kain“ und „Fanal“, Szittya „Mistral“, „Horizont“ und „Die Zone“. Beide sind freie Schriftsteller auf der äußersten Linken, tendieren zuweilen zu Syndikalisten und Anarchisten, dann wieder zur orthodoxen Kommunistischen Partei. Beide haben ein gestörtes Verhältnis zum Bürgertum, aber auch zur organisierten Sozialdemokratie. Beide haben – wenn ihre Tagebücher und Erinnerungen stimmen – mit denselben Geliebten geschlafen. Ein gewisses Konkurrenzverhältnis ist vorhanden.
Die Äußerungen, die sie bis Ende der Zwanziger Jahre übereinander machen, können problemlos in die schöne Anthologie „Dichter beschimpfen Dichter“ aufgenommen werden. Doch alle diese Konflikte treten in den Hintergrund, als die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergreifen. Da geht es dann nur noch ums Überleben. Szittya gelingt dies erst in Paris, dann in der französischen Provinz. Mühsam der eines der wichtigsten Haßobjekte der Nazis war, gelingt es nicht. Im Vergangenen Jahr ist Emil Szittya mit zwei wichtigen Ausstellungen in Paris gewürdigt worden. Die Beziehung dieser beiden wichtigen Künstler soll in dem Vortrag skizzierte werden.