1878
Am 6. April als drittes Kind des Apothekers Siegfried Seligmann Mühsam und seiner Frau Rosalie geb. Cohn in Berlin geboren.
1879
Übersiedlung der Familie nach Lübeck.
1896
Mühsam veröffentlicht eine Glosse über den Direktor des Katharineums im sozialdemokratischen „Lübecker Volksboten“ und wird wegen „sozialistischer Umtriebe“ relegiert. Er beendet die Schule mit Untersekunda und Reifezeugnis in Parchim.
1898
Erste Aufsätze und Gedichte werden veröffentlicht.
1899
Tod der Mutter. Arbeit als Apothekergehilfe in Lübeck und in Blomberg/Lippe.
1900
Übersiedlung nach Berlin.
1901
Mühsam wird freier Schriftsteller und Bohemien; Anschluß an die Neue Gemeinschaft, Beginn der Freundschaft mit Gustav Landauer.
1902
Nimmt Quartier in Friedrichshagen bei Berlin, Redakteur des „Armen Teufels“. Auftritte als Kabarettist in Berlin, erste Kontakte zu anarchistischen Gruppen.
1903
Lebt in Berlin-Charlottenburg; wird als anarchistischer Agitator unter ständige Polizeiaufsicht gestellt. Erste selbständige Veröffentlichung: „Die Homosexualität. Ein Beitrag zur Sittengeschichte unserer Zeit“, Singer Verlag Berlin.
1904
Beginn der „Wanderjahre“. Reisen mit Johannes Nohl in die Schweiz (Zürich, Ascona) und durch Norditalien. Zusammen mit Hans Heinz Ewers: „Billys Erdengang. Eine Elephantengeschichte für artige Kinder. Verse von Onkel Franz“, Globus Verlag Berlin. Erster Gedichtband: „Die Wüste“, Eißelt Verlag Berlin.
1905
Längerer Sommeraufenthalt in Ascona.
„Ascona. Eine Broschüre“, Verlag Birger Carlson, Locarno.
„Die Psychologie der Erbtante. Eine Tantologie aus 25 Einzeldarstellungen als Beitrag zur Lösung der Unsterblichkeitsfrage“, Schweizer Druck- und Verlagshaus Zürich.
1906
Wegen Verbreitung eines Flugblatts in Berlin zu 500 Mark Geldstrafe verurteilt. Aufenthalt in Wien. Bekanntschaft mit Karl Kraus. „Die Hochstapler. Lustspiel in vier Aufzügen“, Piper Verlag München.
1907
Aufenthalte in Paris, München, in Italien und der Schweiz. Liebesbeziehung zu Frieda Gross.
1908
„Die Jagd auf Harden“ (Streitschrift), Neuer biographischer Verlag Berlin.
1909
Mühsam wird in München seßhaft. Gründung der „Gruppe Tat“ zur Propagierung der Ideen des Sozialistischen Bundes. „Der Krater“ (Gedichte), Morgen Verlag Berlin.
1910
Verhaftung unter Anklage der Geheimbündelei; Freispruch. Kuraufenthalt in der Schweiz.
1911
„Kain. Zeitschrift für Menschlichkeit“, Kain-Verlag München. Erscheint monatlich von April 1911 bis Juli 1914.
1912
„Kain-Kalender für das Jahr 1912“, Kain-Verlag München.
1913
„Kain-Kalender für das Jahr 1913“, Kain-Verlag München.
1914
„Die Freivermählten. Polemisches Schauspiel in drei Aufzügen“, Kain-Verlag München.
„Wüste-Krater-Wolken. Die Gedichte von Erich Mühsam“, Verlag Paul Cassirer Berlin.
Nach Kriegsausbruch nur noch wenige Presseveröffentlichungen.
1915
Mühsam nimmt Kontakte zu Pazifisten und linken Sozialdemokraten auf, um einen Aktionsbund gegen den Krieg zu gründen.
Juli: Tod des Vaters.
September: Hochzeit mit Kreszentia Elfinger.
1916
Teilnahme an Hunger- und Protestdemonstrationen in München. Mühsam propagiert die revolutionäre Beendigung des Krieges; Annäherung an die Spartakus-Gruppe.
Beginn der Niederschrift von „Abrechnung“ (Abhandlung zur Kriegsschuldfrage).
1917
Mitarbeit im Gesprächskreis Kurt Eisners (USPD). Nach der Oktoberrevolution in Rußland tritt Mühsam in linke Opposition zu Eisner.
1918
Im Münchner Januarstreik der Munitionsarbeiter ruft Mühsam zur Revolution auf.
März: Einberufung zum „Vaterländischen Hilfsdient“. Nach Verweigerung Zwangsaufenthalt in Traunstein.
3. November: Rückkehr nach München.
7. November: Ausrufung der Revolution in München durch Eisner.
Führende Mitwirkung im Revolutionären Arbeiterrat (RAR), Kampf um die Durchsetzung des Rätesystems.
18. November: Mit einem Flugblatt beginnt das Wiedererscheinen von „Kain“ (9 Nummern bis 25. April 1919).
30. November: Mühsam gründet die Vereinigung Revolutionärer Internationalisten (VRI) zur Radikalisierung der Rätebewegung. Zusammenarbeit mit der Spartakusgruppe.
1919
28. Februar: Mühsam fordert auf dem Münchner Rätekongreß die Schaffung einer bayerischen Räterpublik, erlangt aber keine Mehrheit.
7. April: führend an der Gründung der 1. Räterepublik beteiligt. Mühsam versucht, revolutionäre Dekrete durchzusetzen.
13. April: bei einem Putschversuch der Republikanischen Schutztruppe verhaftet (Zuchthaus Ebrach).
7. bis 12. Juli: Hochverratsprozeß vor dem Münchner Standgericht; Verurteilung zu 15 Jahren Festungshaft. Haftantritt in Ansbach.
September bis November: Mitglied der KPD. Austritt nach Verkündigung der „Heidelberger Leitsätze.“
Mühsam wird Opfer einer mehrjährigen Diffamierungskampagne kommunistischer Mithäftlinge.
„1919. Dem Andenken Gustav Landauers“ (Dichtung), Verlag Leon Hirsch, Berlin.
1920
Überführung in die Festungshaftanstalt Niederschönenfeld.
„Brennende Erde. Verse eines Kämpfers“, Kurt Wolff Verlag, München.
Mühsam verfaßt „Judas. Ein Arbeiterdrama“ (Der Malik Verlag Berlin 1921), „Die Einigung des revolutionären Proletariats im Bolschewismus“ (1920/22 in: „Die Aktion“) und „Von Eisner bis Leviné“ (1929 im Fanal-Verlag Berlin).
1921
März: Uraufführung „Judas“ in Mannheim.
Drei Monate Gefängnishaft wegen Beleidigung des bayerischen Justizministers Müller-Meiningen.
Beginn der Niederschrift des Romans „Ein Mann des Volkes“.
1923
„Das Standrecht in Bayern“ (Streitschrift), Vereinigung internationaler Verlagsanstalten Berlin.
1924
21. Dezember: Haftentlassung auf Bewährung. Wohnsitz in Berlin-Charlottenburg.
1925
Intensive Vortrags- und Reisetätigkeit für die Rote Hilfe Deutschlands (RHD), Häftlingsbetreuung; Kampf gegen Klassenjustiz und um Verbesserung der Haftbedingungen.
Ausschluß aus der Föderation kommunistischer Anarchisten Deutschlands (FKAD) wegen seiner Zusammenarbeit mit der KPD, danach Wortführer der Anarchistischen Vereinigung Berlin.
„Revolution. Kampf-, Marsch- und Spottlieder“, Verlag Der Freie Arbeiter, Berlin.
„Alarm. Manifeste aus 20 Jahren“, Verlag Der Syndikalist, Berlin.
„Seenot“ (Dichtung), Verlag der Schriften, Wien.
1926
Die Monatszeitschrift „Fanal“, Fanal-Verlag Berlin, erscheint ab Oktober (bis Juli 1931). Kritik an Politik und Kultur der Weimarer Republik, Propagierung eines revolutionären Bündnisses „links von den Parteien“, Warnung vor dem Faschismus.
„Gerechtigkeit für Max Hoelz!“ (Streitschrift), Verlag Rote Hilfe, Berlin.
1927
Mitglied im künstlerischen Beirat der Piscator-Bühne. Umzug in die Hufeisensiedling Berlin-Britz.
Ab September Veröffentlichung der „Unpolitischen Erinnerungen“ in der „Vossischen Zeitung“ (25 Folgen bis April 1929).
1928
Aufführung „Judas“ an der Piscator-Bühne. „Sammlung 1898-1928“. J. M. Spaeth Verlag Berlin.
„Staatsräson. Ein Denkmal für Sacco und Vanzetti“, Verlag Gilde freiheitlicher Bücherfreunde, Berlin.
1929
Austritt aus der RHD.
April: Uraufführung „Staatsräson“ in Berlin. „Von Eisner bis Leviné“, Fanal-Verlag Berlin.
1930
Niederschrift des Theaterstücks „Alle Wetter“.
1931
Intensive antifaschistische Agitation als Publizist und Redner.
Befristetes Verbot von „Fanal“.
Ausschluß aus dem Schriftstellerverband SDS.
1933
„Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat“ (Programmschrift), Fanal-Sonderheft, Fanal-Verlag Berlin.
28. Februar: Verhaftung durch SA. Gefängnis Lehrter Straße, KZ Sonnenburg, Plötzensee, KZ Brandenburg. Folterungen und Mißhandlungen.
In Plötzensee enstehen „Verse und Bilder für Zenzl“.
1934
Ab 2. Februar KZ Oranienburg. In der Nacht zum 10. Juli von SS-Bewachern ermordet.
zur Beisetzung und Grab: 16. Juli Beisetzung auf dem Waldfriedhof Berlin Dahlem. Seit 25. September 1990 Ehrengrab des Berliner Senats.
Der Lebensweg Zenzl Mühsams nach der Ermordung Erich Mühsams
1934
Zenzl Mühsam emigriert nach Prag.
1936
Reise in die Sowjetunion auf Einladung der Internationalen Roten Hilfe. Zenzl Mühsam veräußert den schriftlichen Nachlaß (Tagebücher, Briefe, Manuskripte) an das Maxim-Gorki-Institut Moskau.
1937
Verhaftung und Aufenthalt in verschiedenen Straf- und Internierungslagern (mit Unterbrechungen) bis 1956.
1956
Rückkehr Zenzl Mühsams nach Berlin-Pankow.
1962
Zenzl Mühsam am 10. März 1962 verstorben.
Der jetzige Besitzer des Hauses Dorfstr.5, Haslach, 84072 Au i.d.Hallertau, hat am Geburtshaus von Zenzl Mühsam eine Gedenktafel angebracht.
Die Erich- Mühsam- Gesellschaft dankt Herrn Eichenlaub herzlich, dass er an diese mutige Frau von Erich Mühsam erinnert, deren schweres Schicksal viel zu wenig bekannt ist.
Wer mehr über sie wissen möchte kann nachlesen in Heft 9 der Schriften der Erich-Mühsam-Gesellschaft
ISBN978-3-931079-11-6
Für 10.-€ über jede Buchhandlung oder die Erich-Mühsam Gesellschaft zu beziehen.